Was ist Optometrie?
Optometrie ist die Vermessung des Auges (griech. ὤψ → Auge und μέτρον → Maß, Messung, Vermessung). Die Messungen sind die Grundlage für die Bestimmung und Anpassung von Sehhilfen sowie für die Beurteilung des Gesundheitszustandes des Auges und des visuellen Systems. Sie umfassen die Refraktionsbestimmung, die Bestimmung von Sehfunktionen, biometrische Messungen und – im erweiterten Sinne – auch die Untersuchung des Auges mit verschiedenen diagnostischen Verfahren. Sie garantieren eine optimale Sehqualität und unterscheiden optische, altersbedingte oder pathologische Ursachen für eine Sehverschlechterung. Inhaltlich ist die Optometrie in vielen Belangen eng mit der Augenoptik verknüpft, weshalb sie in Deutschland oft nicht als getrenntes Fachgebiet, sondern vielmehr als eine höhere Entwicklungsstufe ein- und desselben Berufes angesehen wird.
Was sind Optometristen?
Optometristinnen und Optometristen sind Personen, die umfassende Gesundheitsdienstleistungen rund um das Auge und das visuelle System erbringen. Sie führen über die Refraktionsbestimmung hinaus Messungen von Sehfunktionen und Untersuchungen zur Augengesundheit durch und sind zur Interpretation des entsprechenden Befundes berechtigt und befähigt. Bei Bedarf verweisen sie zielgerichtet an einen Arzt, damit dieser eine Diagnose stellen und eine rechtzeitige Therapie einleiten kann. Um der höheren Verantwortung gerecht zu werden, verfügen sie über einen Universitäts- oder Hochschulabschluss in Optometrie oder sind Augenoptiker/innen mit einer Zusatzqualifikation in Optometrie.
Der in weiten Teilen der Welt verbreitete Beruf des Optometristen hat sich im Laufe von Jahrzehnten aus dem Beruf des Augenoptikers entwickelt. In vielen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, sind Optometristen deshalb oft zugleich Augenoptiker. In anderen Ländern dagegen gilt der Optometrist als eigenständiger Gesundheitsberuf, dem eigene Berufsrechte zugestanden werden. Beispielsweise dürfen Optometristen in einigen europäischen Ländern Medikamente u.a. zur Weitstellung der Pupillen anwenden oder sogar Medikamente zur Behandlung von Augenkrankheiten verschreiben.
Was sind Optometrische Leistungen?
Optometrische Leistungen sind von Optometristen erbrachte Dienstleistungen. Sie dienen dem Zweck, die für die individuellen Sehanforderungen optimale Sehhilfe zu bestimmen, Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, zwischen Augenkrankheiten und Brechungsfehlern zu differenzieren oder einen Arztbesuch gezielt zu empfehlen.
Die Optometrischen Leistungen beinhalten unter anderem:
- Bedarfsanalyse und Anamnese zur Erfassung von Sehproblemen mit und ohne Sehhilfe
- Bestimmung der Sehschärfe und anderer Sehfunktionen
- Eingangsteste, wie zum Beispiel Motilitätstest, Pupillenreaktionstest, Cover/Uncover-Test u.a.
- Untersuchung der vorderen und hinteren Augenabschnitte
- Objektive und subjektive Refraktionsbestimmung
- Binokularprüfung
- Weiterführende Untersuchungen, wie z.B. Tonometrie, Perimetrie, OCT u.a.
- Besprechung der Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen weiterer Maßnahmen
- Bestimmung, Anpassung und Abgabe von Sehhilfen sowie entsprechende Funktionskontrollen
Minimum der Wissensgebiete
Ausbildung
Die Ausbildung legt die Grundlage für fundiertes Fachwissen. Die Ausbildung zum Optometristen kann auf eine abgeschlossene Ausbildung zum Augenoptiker aufbauen oder Inhalte aus der Augenoptik und der Optometrie in sich vereinen. Findet sie an Universitäten oder Hochschulen statt, führt sie heute zum akademischen Grad Bachelor of Science oder Master of Science. Daneben bieten Handwerkskammern (HWK) bzw. der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) Kurse an, welche nach erfolgreicher Prüfung zur Bezeichnung Optometrist (HWK) bzw. Optometrist (ZVA) führen.
In der Ausbildung zum Optometristen werden unter anderem folgende Inhalte vermittelt:
Allgemeine Anatomie, Physiologie und Pathologie
Okuläre Anatomie, Physiologie und Pathologie
Allgemeine und okuläre Optik
Physiologische Optik
Optik und Technik von Sehhilfen
Bestimmung und Anpassung von Brillen, Kontaktlinsen und vergrößernden Sehhilfen
Allgemeine und okuläre Pharmakologie
Biochemie und Mikrobiologie
Immunologie
Optometrisches Screening
Optometrische Untersuchungstechniken
Theorie und Praxis zur Bestimmung von Sehfunktionen
Training an Personen mit Sehstörungen oder okuläre Pathologien
Gesundheitsdienstleister
Fortbildung
Neue Forschungsergebnisse auf den eng miteinander verzahnten Gebieten Ophthalmologie und Optometrie sowie rasante Fortschritte bei der Geräteentwicklung erfordern eine ständige Aktualisierung des Fachwissens. Die Teilnahme an Kongressen, Tagungen, Kursen, Seminaren und Vorträgen gehört deshalb zu den festen Bestandteilen im Berufsleben von Optometristen. Nur so können sie ihren Kunden und Patienten professionelle Dienstleistungen anbieten und neueste Erkenntnisse in deren Untersuchung und Beratung einfließen lassen.
Benutzer des RAL-Gütezeichen Optometrische Leistungen müssen der in den Güte- und Prüfbestimmungen geltenden Fortbildungspflicht nachkommen und einen Nachweis über ihre kontinuierliche Fortbildung führen.
Messinstrumente
Ausstattung
Optometristen verwenden eine Vielzahl von Techniken und Geräten zur Beurteilung der Sehfunktionen und des Gesundheitszustandes des Auges. Zur typischen Geräteausstattung eines Optometristen gehören beispielsweise:
Autorefraktometer und Skiaskop
Messgläserkasten, Messsbrille oder PHOROPTER
SEHTEST UND PROJEKTOR
STEREOTESTE, KONTRASTSEHTAFEL, FARBTESTE
FÜHRERSCHEINSEHTESTGERÄT
SPALTLAMPE
Perimeter
Tonometer
Funduskamera
OPHTHALMOSKOP oder 90 DIOPTRIEN-LINSE
TOPOGRAPH oder Pentacam
Benutzer des RAL-Gütezeichen Optometrische Leistungen müssen die in den Güte- und Prüfbestimmungen gelisteten Geräte und Ausrüstungsgegenstände vorhalten.